Mecklenburger Seenplatte (großer und kleiner Pälitzsee bei Strasen)

 

Vom 29.06.2002 bis 06.07.2002 sollte für uns bayrische Milchner der erste gemeinsame Angelurlaub außerhalb Bayerns stattfinden. Die Vorfreude auf das "gelobte Land" namens "Mecklenburger Seenplatte" war riesengroß. Seit der Wiedervereinigung waren in namhaften Angelzeitschriften immer wieder seitenlange Berichte über das "Angelparadies des Ostens" zu finden. Dementsprechend freuten wir uns schon auf Aal, Hecht, Zander, Karpfen, Barsch und Co. Die Vorstellungen von riesigen Fischen und glücklichen Fängern hatte sich in unseren Köpfen eingebrannt. Nach zehnstündiger Fahrt von München nach Strasen bezogen wir dann auch unser Quartier, ein gemütliches Haus, ungefähr 100m vom Bootssteg am großen Pälitzsee gelegen. Der Vermieter war sehr hilfsbereit und zeigte uns mit seiner Miniyacht auch gleich die besten Stellen in der Gegend. "Bei der Baumgruppe dort drüben werden große Zander gefangen, dort 50 Meter neben dem Schilf ist eine Gumpe, wo riesige Hechte gefangen werden, am Schilf ist es gut auf Karpfen..." waren seine Worte, die in unseren Ohren auf überaus positive Resonanz trafen. Motiviert bis in den kleinsten Zeh wollten wir gleich zum Angeln. Müdigkeit, Hunger und Kopfschmerzen waren wie weggeblasen. Das war also das Paradies. Ein Traum für alle Naturliebhaber. Eisvögel, Fischadler, Seeadler, Weihen, Bussarde, Eulen, Käuze, Füchse und viele andere Tierarten sollten wir in der kommenden Woche in der wilden, mit abgestorbenen Bäumen gesäumten Seenlandschaft noch sehen. Uns standen zwei motorisierte Boote zur Verfügung, um die hiesigen Fische zu überlisten. Zusätzlich erstanden wir auch eine Wochenkarte für einen Waldsee namens "Buchsee", in dem wir auch angeln können würden wenn es mal zu windig auf den großen Gewässern sein sollte. Da die Uhr bereits eine fortgeschrittene Zeit anzeigte, begaben wir uns dann auch genau an den Buchsee um die Angelwoche und die erste Ausspielung des "Milchner-Pokals" zu beginnen. Der Abend und die Nacht brachten allerdings (mal abgesehen von zwei untermaßigen Aalen und einem Zander, der vor dem Kescher abkam) keine Schuppenträger. Nach einer kurzen Nacht ging´s dann raus auf die eigentliche Seenplatte. Köderfische waren schnell geangelt, und so konnte es losgehen. Wir trennten uns, und jedes der beiden Boote führte seine Zweimannbesatzung zu einer der "Topstellen", die wir ja am Vortag gezeigt bekommen hatten. Da Schleppfischen in diesen Gewässern nicht erlaubt war, durchforsteten wir das Wasser ankernderweise mit Blinkern, Wobblern, Spinnern und toten Köderfischen. Abends trafen wir uns dann wieder, und stellten fest, dass keiner von uns vieren auch nur einen Biss verzeichnen konnte. Natürlich wussten wir genau, dass solche Tage immer mal vorkommen, also ließen wir uns nicht entmutigen und fuhren abends zum Nachtfischen wieder raus. Leider erzielten wir aber wieder das gleiche Ergebnis. Der Tag danach brachte auch keinen Fisch, und der Folgetag ebenfalls nicht. Dabei war es völlig unerheblich ob wir auf Friedfisch oder Raubfisch gingen, Bisse blieben aus. Nur die kleinen, verbutteten Barsche machten uns das Leben schwer. Peter konnte sich zwar im Kampf mit einem zweistelligen Karpfen messen, der die ausgelegte Maiskette aufgeschlürft hatte, doch siegte der Fisch nach fünfminütigem Drill, als er am anderen Ufer sich in einem umgestürzeten Baum befreien konnte. Das blieb aber auch Peters einziger Drill. Nach 5 Tagen Beißflaute verloren wir schön langsam den Mut und Tom leistete sich den Luxus in ein Angelgeschäft zu fahren, und dort das Thema anzusprechen. Der Inhaber, ein aufrichtiger Angler mit viel Erfahrung, erklärte ihm die Situation vor Ort : "Die Seen hier sind völlig leer. Seit Jahren wird schon nichts mehr gefangen. Aufgrund der systematischen Abfischung durch die Berufsfischer mit den Netzen blieb nichtsmehr übrig. Die Fische, die sich ins Schilf retten wollten wurden elektrisch rausgefischt. Die Einheimischen wissen das hier alle. Eine echte Katastrophe." Das war´s also. Wir konnten angeln wie wir wollten, die Bisse blieben aus. Kein Erfolg mit Anfüttern, nicht mit Köderfisch, nicht mit Kunstköder, nicht mit Wurm und auch sonst nicht. Es war einfach trostlos. Da verwunderte auch nicht die Aussage des Angelhändlers, als ihm Peter von seinem 40er Hecht erzählte, der einen Meter vor dem Ufer die gerade herangekurbelte Maiskette schnappte. Peter hat natürlich diesem Jungspund wieder sie Freiheit geschenkt - eh klar wegen des Schonmasses. Aber stellt euch vor, der Angelhändler meinte, ansässige Angler hätten den selbstverständlich mitgenommen. Unglaublich! Wir hatten wirkliche Mühe einen Sieger des Milchnercontests zu finden. Dieser konnte auch nur aufgrund des Fangs eines Zanders und eines Karpfens im Buchsee ermittelt werden. Wir können natürlich nur für den großen und kleinen Pälitzsee sprechen, aber diese sind tot. Die Flora und Fauna vor Ort ist aber wundervoll. Einfach unvergleichlich. Aber genauso unvergleichlich, nur negativ zu sehen, ist der Fischbestand dieser Gewässer. Hätten wir unsere Laune vom Fangergebnis abhängig gemacht, wären wir deprimiert nach Hause gefahren. Aber das wären nicht wir gewesen.

 

 

Uwe