Pokalfischen 2007

 

 

Am 23.06. um 08:00 Uhr brachen wir vier Milchner schwer beladen auf, um am Lipno-Stausee, einem ca. 50 Jahre alten Moldau-Stau in Tschechien direkt am Drei-Länder-Eck Deutschland / Österreich / Tschechien.

(Der in den Jahren 1952 – 1959 errichtete Lipno-Stausee ist ein Bestandteil der Vltava-Kaskade und ist ihre höchstgelegene Stufe. Er liegt in einem sehr hügeligen Terrain an der Grenze des Nationalparkes und des Landschaftsschutzgebietes Sumava. Das gigantische Staubecken Lipno wurde auf dem oberen Flusslauf der Vltava errichtet. Die Gründe damals waren hauptsächlich der Hochwasserschutz, aber auch eine umweltschonende Stromgewinnung.)

Hier wollten wir also unser Glück finden.

Und wie beladen wir waren! Allein unser Peter schleppte drei Taschen, einen Futteral und einen Seesack an. Auch durfte natürlich sein bequemster Präsidenten-Thron nicht fehlen. Um auf alle Eventualitäten auch sofort reagieren zu können, hatte er sogar seine Fliegenrute nebst einer Sammlung an künstlichen Fliegen dabei, die jedem Museum zur Ehre gereichen würde. Allerdings war für seinen Zentner Futtermais leider kein Platz mehr…

 

Los ging’s über München, Dingolfing, Deggendorf nach Bayrisch Eisenstein. Rüber über die Grenze und immer weiter rein nach Tschechien – genau wie’s der Routenplaner ausgespuckt hatte. Doch genau nach diesem sollten wir nur noch 8km bis zu unserer Ortschaft haben - der Ortschaft Frymburk, gelegen direkt am Stausee. 8km. Doch kein See war zu sehen!! Und das bei nem ca. 5.000ha-Tümpel, den man ja eigentlich so einfach nicht übersehen kann. Irgendwas war da faul. Also erst mal rechts ran und ne Raucherpause gemacht. Dabei wurde die gegenwärtige Situation durchgecheckt. Der Straßenatlas war natürlich ganz unten im Auto unter ner halben Tonne Tackle verstaut... Zu Hilfe kamen dann aber ein paar tschechische Touris, die sich auf nen Kippen-Handel ein- und uns ihre Straßenkarte überließen. Denn wie sich rausstellte, gab’s zwei Frymburks in Tschechien, von denen wir natürlich gradewegs das Falsche ansteuerten… Danke Präsi - für was haben wir dich eigentlich vor 20 Jahren zu den Pfadfindern geschickt?? ;-)

 

Ok, wieder rein ins Auto und ab an die nächste Tanke. Der Spritvorrat neigte sich dem Ende entgegen. Mit Euros zahlen war ne nette Idee, doch bestand man auf harte Tschechen-Kronen – die wir nicht hatten. Aber Plastikgeld. So ging’s dann auch nach bangen Minuten Hand-und Fuß-Verständigung, und wir brauchten nicht für die nächsten Tage dort die Tankwarte spielen oder in aufreizenden Armeeklamotten (die gab es zur Genüge) am Straßenrand auf Kundschaft warten....

 

Irgendwann nach einer Endsfahrerei mitten durch den Böhmerwald auf übelsten Straßen kamen wir dann auch mal im richtigen Frymburk an. Dass wir unseren 14:00 Uhr Termin zum Einchecken nicht einhalten konnten, war kein Problem, denn das Touristikbüro hatte bis 17:00 Uhr offen. Aber Hauptsache, wir sind wie die Gesenkten durch den Böhmerwald gebrochen… Wir bekamen dann dort unsere Angellizenzen, unseren Hausschlüssel und eine Wegbeschreibung, die da hieß: „gerade aus, links, rechts, beim großen Baum ohne Spitze Namen Lärche rechts, bei Mülltonne links, im Wald links und da.“ Sehr gut. Also wieder Pfadfindern. Aber der „große Baum ohne Spitze Namen Lärche“ war echt nicht zu übersehen.

 

Unsere Unterkunft war eigentlich recht heimelig. Eine „Doppelhaushälfte“ mit Wohnzimmer, Bad und Küche im Erdgeschoss, zwei Schlafzimmern unterm Dach. (Peters Studentenbude war größer.) Allerdings fehlte es leider an nem Schuppen oder ner Garage für unser ganzes Tackle. Denn so hausten wir dann inmitten von vier bis acht Kleiderhaufen und Futteralen zwischen Boilie-Eimern, Keschern und miefenden Kampfstiefeln auf zwei Etagen. Aber egal – Männerurlaub eben. Und wir hatten ein Boot beim Haus, ein zweites war für 27 Euronen in der Woche auch gleich organisiert.

 

Nachdem wir alle dem Fischgott gehuldigt hatten, konnte der Contest nun also losgehen!

Und unser Tom legte auch gleich los mit zwei Rotaugen von 34cm und 32,5cm, gefolgt vom David, ebenfalls mit zwei Rotaugen bis 31cm. Uwe’s 27er Rotauge war dann nur noch einen einzigen Punkt wert, Peter war auf 0, weil seine Rotfeder nur auf 23cm kam.

Somit führte Tom mit 18 Punkten, gefolgt von David mit 7 Punkten und Uwe mit einem Punkt. Dazu muss auch noch gesagt werden, dass Uwe ein richtig großes vermeintliches Rotauge erwischte, das sich allerdings nach näherer Beschau als ein Rotaugen-Brachsen-Bastard entpuppte. Vorne Rotauge, hinten Brachse. Hmmm. Uwe verzichtete aber dann doch freiwillig auf irgendwelche Punkte dafür… Im Gegenzug dazu verzichteten seine Mitmilchner darauf, ihm Minuspunkte auf die extrem brachsige Heckseite des Bastards zu verpassen.

 

Aber unser Peter war wohl auch in letzter Zeit zuviel unter Karpfenanglern unterweges. Anders lässt es sich wohl nicht erklären, dass er nen halben Stausee-Arm abschnorchelte auf der Suche nach nem ‚Hotspot’. Den er seiner Meinung nach dann auch fand. Dort kippte er auch gleich mal kiloweise Boilies und Mais ab und setzte seinen Marker. Und weil er auch noch gleich seine 105g-Selbsthakmontagen in der Badehose mit dabei hatte, platzierte er diese dann auch noch gleich als Sahnehäubchen auf seinem Unterwasser-Boilie-Berg. Aber nichts. Sein Plan ging nicht auf. Er versteht übrigens mittlerweile die (Karpfen-)Welt nicht mehr.

Dann also auf Zander! Der See ist ja bekannt als super Zandergewässer. Peter konnte 3 Untermaßige auf Köderfisch fangen, David zwei auf Spinner, Uwe einen auf Köfi, der Tom trotz aller Mühen keinen einzigen.

 

Doch nun wieder der Reihe nach: Tom führt also mit nem 34er und nem 32,5er Rotauge (18 Punkte), David ist Zweiter mit nem 31er und nem 27er Rotauge mit 7 Punkten, Uwe Dritter mit nem 27er Rotauge und einem Punkt, und Peter ist mit 0 Punkten Letzter. Rotaugen über Rotaugen! Und es wurden noch mehr!

Unser David setzte alles auf diese Karte und fischte, was das Zeug hielt. Wenn keine maßigen Zander und auch keine maßigen Hechte beißen wollten (Untermaßige hatte der David von beiden Arten mittlerweile genug gefangen), dann eben die Punkte über die Weißfischerl einfahren. Tja, die Weißfischerl… Wenn da halt nur nicht die Brachsen auch dazu zählen würden…. Eine Brachse nach der anderen wurde vom Dave gefangen. Am Ende hatte der David mehr Brachsen als Rotaugen. Und da half auch sein auf Maden gefangener 48er Aal nicht mehr richtig weiter, der als einziger (und somit auch als größter) Aal des Contests 10 Punkte für ihn brachte. 10 Brachsen (10x ein Minuspunkt) fegten diesen Erfolg ganz schnell weg. Schade eigentlich, denn angeblich fängt man im Lipno mehr Waller als Aale – aber das sind die Regeln.

 

Und nachdem sich gezeigt hat, dass der Contest wohl nur durch Maiskörner oder Maden an höchstens 12er Haken zu entscheiden war, wurde so auch am nächsten Tag gefischt.

Peter fing ne 27er Rotfeder, welche ihm 10 Punkte brachte.

Und der Uwe feederte. Und feederte. Er feederte Rotaugen und ne Rotfeder und an einem Abend auch einen 38er Karpfen (10 Punkte!).

Karpfen? Peter’s Stichwort!

Nachdem an Peters versenkten Boilieberg mittlerweile fast schon Fähren strandeten und an den die Wellen des Lipnos brandeten, ließ er diese Strategie dann doch mal sein und widmete sich wieder Mais und Maden (sechs maßige Rotaugen zwischen 25cm und 31cm) und seinen altbewährten Tauwürmern. Biss um 23:20ein 47er Karpfen. Na, es geht doch! Uwe’s 38er Karpfen war nur noch 8 Punkte wert und Peter hatte neuen Mut geschöpft. Ach ja - alle Zahlen, die sich auf Karpfen beziehen, sind Zentimeter, nicht Pfund oder gar Kilo :-(

 

Uwe war nun Erster mit 29 Punkten, Peter Zweiter mit 26 Punkten, Tom konnte noch ein paar Rotaugen und sogar noch einen 50er Hecht fangen und war nun Dritter mit 24 Punkten (3 Brachsen waren auch dabei….), David hatte nach ein paar weiteren Rotaugen bis 32,5cm 12 Punkte.

Ein Kopf an Kopf Rennen! Alles war offen – und das am vorletzten Tag!

 

Doch am letzten Tag machte uns der Uwe alle nass. Er feederte und fing noch einen 42cm Karpfen: 37 Punkte. Fast schon im Halbstundentakt lief er zu uns herüber, um uns seine (Rotaugen-)Fänge zu zeigen (damit wir ja auch alle sahen und nicht sagen konnten, es wären wieder Bastarde gewesen…).

Das Witzige dabei: Tom hatte bis dato ein Rotauge mit 32,5cm, Uwe hatte eines, David auch. Alle diese 32,5er Rotaugen waren noch 6 Punkte wert. Dann kam der Uwe mit nem 33er und zog dadurch jedem seiner Mitstreiter mit einem Schlag 5 Punkte ab. Er hatte nun 38 Punkte, Peter als Zweiter hatte immer noch 26 Punkte, Tom nur noch 19 und Dave nur noch 7 Punkte. Fast schon deprimierend. Irgendwann kam unser Uwe dann auch mal mit nem Rotauge von 36,5cm an – 10 Punkte und 5 Sonderpunkte, weil es größer war als 35cm. Und immer wieder kam der Uwe rüber. Einmal schleppte er uns auch ne 30er Schleie an. Nochmal 10 Punkte. (Nebenbei bemerkt die erste Schleie in einem Milchner-Contest). Hier zeichnete sich ein echter Erdrutschsieg ab!!!

 

Tom gab frustriert auf und machte einen Ausflug nach Krumau. Krumau liegt ca. 20km nördlich vom Lipno und ist eine alte Stadt, direkt in eine Moldauschleife gebaut mit vielen Sehenswürdigkeiten.

David wollte noch das Feld von hinten aufrollen und Peter wartete auf nen großen Rotfedernschwarm, denen er mit der Fliege zu Leibe rücken wollte. Aber an diesem Tag kam dieser leider nicht und unser Präsi blieb auf seinen 26 Punkten sitzen. Beim letzten Einholen hatte er noch einen Minibarsch am Wurmhaken zappeln. Der einzige Barsch in diesem Contest.

 

Tja, Uwe ist allen davon gezogen und hat sich den Pokal geholt.

 

Die Wetterverhältnisse am Lipno sind allerdings etwas strange. Da kam’s zum Beispiel mal richtig pechschwarz herauf gezogen. Uwe und Peter bauten Ihr Schirmzelt auf, damit sie auch gleich darin Schutz suchen konnten, sobald es mal losginge. Doch es kam nur eine einzige starke Windböe, die ihre Überwürfe aus den Verankerungen riss und ihre Schirme komplett zerfetzte. Die schwarze Front verflüchtigte sich und die Sonne schien wieder. Kurzerhand machten Uwe und Peter sich ein kleines Lagerfeuer, um das gerade Erlebte besser verdauen zu können. Ansonsten hielt sich die Materialschlacht bis auf ein paar verlorene Montagen und Wobbler aber in Grenzen.

 

Ansonsten gibt’s zum Lipno zu sagen, dass die Landschaft einfach herrlich ist und wir ne Menge Tiere sahen wie zum Beispiel ne Entenfamilie, ne alleinerziehende Haubentauchermutter, Rehe und Füchse, ne Goldammer, die uns den Mais aus der Dose klaute und einen Wasserskorpion. Aber auch Bremsen und Kriebelmücken (hat der David als unser Mücken-und-Maden-und-Milben-und-Schaben-und-sonstiges-Ungetier-Insider als solche bestimmt), welche uns manchmal echt um den Verstand brachten. Allein am linken Unterarm hatte der Peter 24 Stiche. Und unser Uwe will auch mal wieder seinen obligatorischen Fischadler gesehen haben… Aber wir erlebten auch richtig tolle Stimmungen wie diverse super Sonnenuntergänge oder eine Vollmondnacht.

 

Und erst das Essen war klasse!! Wir frühstückten oft in einem Hotel an einem reichhaltigen Buffet für 180 Kronen (6,00 Euro) oder aßen zu Abend in Restaurants. Zum Beispiel gab’s ein 200g-Zander-Filet Frymburker Art, zwei Schoppen Weißwein, danach nen Kaffee mit nem Topfenpalatschinken für 340 Kronen (ca. 11,50 Euro). Da kann man nix sagen.

 

Somit eine rundum gelungene Aktion, auch wenn wir leider keinen mäßigen Zander erwischten.

Aber dafür wie oben beschrieben insgesamt neun Fischarten: Zander, Hecht, Karpfen, Schleie, Aal, Rotfeder, Rotauge, Barsch, Brachse. Insofern: der Hammer!

 

Die Heimfahrt verlief dann mehr oder weniger reibungslos. Im wahrsten Sinne des Wortes mehr reibungslos, weil Toms Corsa-Kupplung aufgrund Überladung eines fremden Steuermannes,  und diversen Rangiermanövern (bergauf rückwärts und die Ecke in nen schmalen Waldweg mit steiler Böschung) irgendwann mal zum Rauchen und Stinken anfing und kein Schleifpunkt mehr zu finden war. Zumindest ne Stunde lang, bis alles wieder abgekühlt war.

Diesmal fuhren wir dann aber gleich den richtigen Weg heimwärts, der uns vor dem Passauer Grenzübergang noch an nem Vietnamesenmarkt vorbei führte. Der Uwe brauchte noch ne Kleinigkeit, der Peter vier Stangen Kippen, und so machten wir kurz Halt, um unsere Besorgungen zu tätigen. Aber auf einmal war der Tom verschwunden. Unauffindbar! Wir befürchteten schon fast eine Nierenexplantation in einem Holzverschlag, als er plötzlich wieder mit einer neu erstandenen Jeans auftauchte, weil er sich seine alte am Vormittag am Gesäß zerrissen hatte. Somit war alles wieder in Ordnung und wir rockten zu Bayern 3 heimwärts. Am 30.06.2007 gegen 18:30 Uhr schlugen wir dann daheim wieder auf.

 

Ein Trip, an den wir noch lange denken werden!

 

Weil der See so groß ist, verzichten wir hier auf genaue Stellenbeschreibungen. Wer einen Trip plant, kann sich aber natürlich gerne an uns wenden, ein paar Tipps haben wir schon parat…

 

 

Nun das Ergebnis zusammengefasst:

 

Uwe ist Erster (58 Punkte) mit zwei Karpfen von 42 und 38cm, einer Schleie mit 30cm, zehn Rotaugen mit 36,5cm, zwei Mal 33cm, 32,5cm, 32cm, zwei Mal 31cm, 29cm, 28cm und 27cm. Zwei Brachsen waren auch dabei.

 

Peter ist Zweiter (26 Punkte) mit einem 47er Karpfen, einer 27er Rotfeder und sechs Rotaugen mit 31cm, 28cm, 27cm, 26,5cm und zwei Mal 25cm.

Er ist der Einzige, der in dieser Woche keine einzige Brachse gefangen hat – und ist verdammt stolz darauf!

 

Tom ist Dritter (20 Punkte) mit einem 50er Hecht, sechs Rotaugen von 34cm, 32,5cm, 30cm, 27,5cm, 25,5cm, 25cm und drei Brachsen.

 

David ist Vierter (8 Punkte) mit einem 48er Aal, acht Rotaugen von 32,5cm, 32cm, 31cm, 30cm, zwei Mal 29cm, 27cm, 25cm und sage und schreibe zehn (!) Brachsen.

 

 

Herzlichen Glückwunsch dir, lieber Uwe, zu deinem Erdrutschsieg mit der höchsten Punktezahl seit Bestehen des Contests und dem verdienten Pokalgewinn 2007!!

 

  Homepage laden